Freitag, 4. Juli 2008

schritt für schritt - was bedeutet die soziale dreigliederung steiners?

Das Thema der "sozialen Dreigliederung", auf das ich durch Steiner traf, beschäftigt mich immer wieder aufs neue.

kurz das, was ich bisher aufgenommen habe:

Er teilt die Gesellschaft auf in: Staat, Wirtschaft und Geistesleben.
In seinem Modell werden diesen drei Säulen die Zuständigkeiten neu zugeteilt:

Staat = Rechtswesen

Wirtschaft = Produktion, Vertrieb

Geistesleben = Kapital

Die Wirtschaft besitzt demnach kein kapital mehr, also eine wirtschaft ohne geld. das geistesleben gibt ihr aufträge und versorgt sie dadurch mit inspiration, neuerungen und ideen. der staat kümmert sich lediglich darum, dass alles rechtlich richtig abläuft.

und was soll das nun alles bedeuten? es ist relativ abstrakt, sich das wirklich real im heutigen leben vorzustellen. ich verstehen auch nur schrittweise, was das eigentlich alles in sich trägt.

heute wurde mir ein puzzelstück mehr bewusst:

eine solche dreigliederung würde bedeuten, dass man kein geld mehr für existenzielle und materielle güter ausgibt. essen, wohnen, strom, heizung usw. wären nicht mehr an geld gebunden. das heißt aber nicht, dass sie nicht mehr an arbeit gebunden sind. ich halte das heutzutage aufblühende tauschwesen für einen schritt in diese richtung. wenn du z.B. strom haben willst, hilfst du beim elektrizität gewinnen mit. natürlich braucht man überall leute, die voll drin stecken und sich auskennen. die bekommen für ihren einsatz dafür wieder vonwoanders etwas, was sie brauchen. aber wie das genau funktionieren kann, ist mir dato noch unklar.

geld wäre ja weiterhin in unserem leben. doch es wird nur noch für geistige güter gegeben und genommen - z.b. für texte, ideen ... hier wirds mir wieder zu schwammig, das ganze ...
quak - 7. Jul, 23:52

Ich kenne leider die Dreigliederung Steiners – wie Du Dir denken kannst – nicht. Trotzdem hier ein paar Anmerkungen:
Du kommst bei dem Punkt an Schwierigkeiten, wo sich die Personen, die an einem über mehrere Ecken gehenden Tauschgeschäft teilhaben wollen, nicht mehr kennen. Vielleicht gibt es da sogar Punkte, an denen jemand eine Leistung erbracht hat und in dem Moment keine Gegenleistung braucht. Hier setzt in jeder Gesellschaft ein universelles Tauschmittel ein: das Geld. Damit (ich weiss nicht, ob es wirklich so einfach ist, wäre an diesem Punkt eine Gesellschaft, die nur durch direkte Tauschgeschäfte Waren austauscht, am Ende. Und das arg früh. Vielleicht könnte man aber auch ein Tauschmittel erfinden, das – wie die (nicht mehr so) neuen Ansätze, Videofilme auf verrottenden DVDs herauszugeben – nach einer gewissen Zeit seinen Wert verliert.

Zu den geistigen Gütern

Wir kommen da an ein Problem, das der liebe Herr Steiner nicht bedacht hat: Unsere Gesellschaft wird immer mehr zu einer Dienstleistungsgesellschaft. Viele Personen erbringen nach Steiner keine Leistungen mehr, die im Tauschgeschäft zu erwerben wären. Damit wird der Ansatz in Nischen verdrängt und wird auf längere Sicht aussterben.

vordenkerin - 14. Jul, 16:28

Zu Tauschringen:
Auch in den heutigen Tauschringen wird mit einer Währung reguliert, dass alles fair abläuft. Diese Währungen (heißen bei jedem Tauschring anders; Talente, Taler ect.) sind aber nur dazu da anzuzeigen, wieviel Kraft und Zeit du in den Tauschring investiert hast oder eben noch nicht investiert hast. Anhäufen dieser Währung oder endloses Minusgehen ist dem Tauschring nicht zuträglich. Allerdings ist es dir freigestellt wie und wann und was für Leistungen du einbringst. Das finde ich das Schöne daran. Und: Es gibt kein Zinssystem, keine Darlehen ect. Und niemand bereichert sich auf Kosten der anderen. Auch die Büroleute eines Tauschringes sind ehrenamtlich tätig oder erhalten aus einem gemeinsamen Pott Einheiten der jeweiligen Tauschringwährung für ihre aufgewendete Zeit. Schön dabei ist die Unabhängigkeit jedes Einzelnen.

Frage: Was meinst du mit: "Viele Personen erbringen nach Steiner keine Leistungen mehr, die im Tauschgeschäft zu erwerben wären." Im Tauschringen gibt es alles Mögliche: Massagen, Lebensberatungen, Garten-und Haushaltshilfe, Sprach-und Kunstunterricht uvm.

„Ich bin. Wir sind. Das ist genug. Nun haben wir zu beginnen. In unsere Hände ist das Leben gegeben."

(Aus "Geist der Utopie" von Ernst Bloch)

alles, was der mensch sich vorstellen kann, ist möglich

aus dieser überzeugung heraus werden hier die mannigfaltigen möglichkeiten der zukunft visioniert, erzählt und gesammelt.

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