Mittwoch, 2. Juli 2008

identitätsding = Münze

Man nehme an, identität sei ein zweiseitiges ding - wie eine münze.

dabei gibt es eine "äußere identität"
= Nationalität, Sprache, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, gesellschaftsstatus

und eine "innere Identität"
= ich, selbstbewusstsein, ethisches denken und fühlen ("bin ich ein guter mensch"), spiritualität (glaube, vertrauen, liebe)
- mitsamt ihren gegenpolen; selbsthass, misstrauen, zweifel, selbstsucht

die "innere identität" zeichnet sich dabei durch nach innen gerichtete, universelle aspekte aus. jeder mensch, egal mit welchem geschlecht oder sonstigen attributen der "äußeren I.", hat diese identitäten in sich oder kann sie entwickeln. die attribute der ä.I. dagegen sind fest zugeteilt und oberflächlich, wobei daran heutzutage brutal gerüttelt wird (geschlechtsumwandlungen, einbürgerungen, konfessionswechsel ect.). sowas wäre früher nicht möglich gewesen.

und noch ein unterschied fällt auf: bei der i.I. identifiziert man sich mit dingen in sich oder dingen hinter dem sichtbaren. bei der ä.I. dagegen läuft die identifikation auf zugehörigkeiten zu kollektiven hinaus. kritikpunkt: da übergibt man dem jeweiligen kollektiv (kirche, staat, gesellschaftlichen erwartungen) die macht über das eigene "wer bin ich".
quak - 7. Jul, 23:51

Ich finde Deine Trennung zu stark. Du sprichst ja selber mit Deinem „brutal rütteln“ die Unverrückbarkeit der äußeren Identitäten an. Das führt doch dazu, dass die äußere Identität zu einem Teil der inneren wird – wenn sie nicht total verloren geht.

Ich übersetze mal Deine Definitionen für mich folgendermaßen: die innere Identität ist alles selbst gewollte, die äußere der beschreibt von Außen aufgebürdetes. Das heißt aber auch, dass Du von einem freien Willen ausgehst. Gehen wir mal vom Thema „Glauben“ aus. Wie viel eines geplanten Konfessionswechsels ist komplett auf dem Mist des Wechslers gewachsen, wie stark hängt diese Entscheidung von der Gesellschaft ab, in der er lebt und von den Mitmenschen, die ihn direkt umgeben? Ich glaube nicht an den freien Willen (was bei mir auf einer Wissenschaftsgläubigkeit beruht). Damit gibt es für mich wohl eher nur äußere Identitäten. Damit kann man das äußere auch weglassen.
Zweites Beispiel: Wer ging im Dritten Reich in den Widerstand? Wer zur SS? Ist die Entscheidung nicht in erster Linie durch äußere Umstände (Erziehung, eigene Erlebnisse,...) abhängig? Ich würde es bevorzugen, die Entscheidung als eine innere Identität anzusehen, aber es ist mir leider nicht möglich.

Außerdem zweifle ich Dein „früher“ an. Was war in der Zeit der Völkerwanderungen? Gab es da nicht massive Identitätsverschiebungen? Ganze Völker waren in der Lage, ihre Konfession zu wechseln, nur, weil ein Machthaber seinen Glauben gewechselt hat.

vordenkerin - 14. Jul, 16:38

Äußere Identität unverrückbar? - nein, dass meinte ich nicht. Wie auch kurz angerissen, können sich diese Bilder von uns und anderen durch neue Erfahrungen erweitern und verändern. Nur wer das partout nicht will, weil er in den ä.I. Sicherheit und Hasskompension findet, konserviert sie. Doch das hat sie mit der i.I. gemeinsam: Wer sein Bewusstsein für sich selbst als Indiviuum nicht verändern und hinterfragen will, wird diese auch nicht verändern.

Anhand dieses Artikels wird klar, wie wichtig die Fähigkeit und der Wille zur Entwicklung und zu Neugierde gegenüber Fremdem ist. Wer seine Perspektive, sich selbst gegenüber und den anderen, niemals wechseln kann (oder will) hat es wohl schwer, sich weiterzuentwickeln, geschweige denn eigene Meinungen zu vertreten.

„Ich bin. Wir sind. Das ist genug. Nun haben wir zu beginnen. In unsere Hände ist das Leben gegeben."

(Aus "Geist der Utopie" von Ernst Bloch)

alles, was der mensch sich vorstellen kann, ist möglich

aus dieser überzeugung heraus werden hier die mannigfaltigen möglichkeiten der zukunft visioniert, erzählt und gesammelt.

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