weltenbürgertum
Sten Linnander verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Er kämpft dafür, dass ein Satellit in die Erdumlaufbahn geschossen wird, der uns allen auf der Erde eine 24h-live-Erd-Aufzeichung beschert. Monitore mit diesem Non-Stop-Video sollen überall auf der Erde verteilt werden.
Der Antrieb für dieses Projekt ist der Gedanke, dass der Anblick des Erdballs uns Menschen ein anderes Bewusstsein davon geben könnte, wer wie sind und wo wir leben.
Sozusagen die ultimative Fernsehsendung zur Ganzheit.
Doch wie würden solche Installationen unser Leben auf der Erde beeinflussen? Man kann sich vorstellen, dass die Menschen, in ihrer Alltagswelt mit dem Anblick der Erde konfrontiert, einfach vorbeilaufen. Oder sie nehmen sie doch irgenwie war oder bleiben sogar stehen. Der ein oder andere mag tatsächlich denken: "Wow, da stehe ich gerade drauf! Scheisse, da gehöre ich dazu, zu diesem runden, bunten Ding da ... Aber was bedeutet das jetzt für mich ...?" Schon ein solcher Gedankengang wäre als Riesenerfolg dieser "Schau-wo-du-bist"-Kampagne zu verzeichnen. Wenn das alles aber wirklich das Bewusstsein der Menschen erweitern könnte und in vielen Menschen tatsächlich die Verantwortlichkeit und Zuwendung zu unserer kleinen großen Welt wachsen lassen würde -Was wäre das für ein Meilenstein in der Menschheitsgeschichte!
Von daher: Warum es nicht versuchen?
(
infos zum Projekt und Vorträgen)
vordenkerin - 14. Jul, 16:38
Mittwoch, 2. Juli 2008
Man nehme an, identität sei ein zweiseitiges ding - wie eine münze.
dabei gibt es eine "äußere identität"
= Nationalität, Sprache, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, gesellschaftsstatus
und eine "innere Identität"
= ich, selbstbewusstsein, ethisches denken und fühlen ("bin ich ein guter mensch"), spiritualität (glaube, vertrauen, liebe)
- mitsamt ihren gegenpolen; selbsthass, misstrauen, zweifel, selbstsucht
die "innere identität" zeichnet sich dabei durch nach innen gerichtete, universelle aspekte aus. jeder mensch, egal mit welchem geschlecht oder sonstigen attributen der "äußeren I.", hat diese identitäten in sich oder kann sie entwickeln. die attribute der ä.I. dagegen sind fest zugeteilt und oberflächlich, wobei daran heutzutage brutal gerüttelt wird (geschlechtsumwandlungen, einbürgerungen, konfessionswechsel ect.). sowas wäre früher nicht möglich gewesen.
und noch ein unterschied fällt auf: bei der i.I. identifiziert man sich mit dingen in sich oder dingen hinter dem sichtbaren. bei der ä.I. dagegen läuft die identifikation auf zugehörigkeiten zu kollektiven hinaus. kritikpunkt: da übergibt man dem jeweiligen kollektiv (kirche, staat, gesellschaftlichen erwartungen) die macht über das eigene "wer bin ich".
vordenkerin - 2. Jul, 22:38
Was bitte ist das eigentlich; Identität? - Das mit dem man sich identifiziert, Mann, weiss doch jeder! Ja, ja, aber was heisst das denn genau? Und welche Rolle spielt das überhaupt?
Ich fange einfach mal irgendwo an und behaupte, dass Identität etwas ist, was uns Menschen die Frage nach dem "Wer bin ich?" beantwortet. Das hört sich doch gleich nach Selbstfindungsseminaren an ... Da geht es doch darum, sich selbst zu finden, die innere Mitte und soweiter ...
Wenn man sich fragt: Was ist dieses Menschending eigentlich, das sich diese Frage stellt?, könnte man antworten:
"Ein Wesen, welches durch fünf (sechs ...) Sinne wahrnimmt, reflektiert denken kann und fühlt."
Wenn du aber ein solches Wesen selbst fragst, wer es denn sei, bekommst du in einem Selbstfindungseminar vielleicht eine solche Antwort:
"Ich heiße Miquel und lebe gerade in einer schwierigen Beziehung und muss mir um einiges klar werden". Wow, dieser fokus nach innen kommt einem eventuell zu krass vor.
Und jetzt fragen wir mal so ein Wesen auf einem beliebigen Gehweg, wer es denn sei und es antwortet uns: "Italiener". Häh?
Ah, ok, das heisst du sprichst hauptsächlich italienisch, isst Pizza, bist politisch konservativ und flirtest gerne heiß.
Etwas oberflächlich, aber es kommt uns wahrscheinlich vor. Das muss doch der kulturelle Hintergrund dieses Menschen sein, oder? Das heißt dann wohl, dass Nationalität was mit Kultur zu tun hat. Ist Nation=Kultur? Das scheint zu einfach ...
Wie schmeckt dann der Gedanke, dass Nation Kultur eingrenzt, und zwar geografisch? Da ist die Grenze, ab da kommen die Anderen (in Deutschland: Ab da essen sie Frösche und wollen nicht mit dir reden, ab da wollen sie immer ihr eigenes Süppchen brauen, ab da kommen die armen Schweine, die bei uns die Drecksjobs machen, ab da ist alles flach und man kann den Leuten in die Fenster reinkucken, da ist das Meer und die dahinter machen eh alles besser als wir).
Dann müsste die Globalisierung doch auch eine Auflösung der Nationen bewirken. Oder ist es auszuschließen, dass mit dem In-und Export von Waren nicht auch Kultur in-und exportiert wird?
Es ist anzunehmen, dass viele National-identifizierer davor Angst haben.
Doch zurück zu unseren beiden Befragten, dem Selbstsucher und dem Italiener: Der Eine identifizert sich mit seiner persönlichen Situation als Mensch in Beziehung zu anderen Menschen. Er nimmt sich als Individuum war, das leidet und sich heilen will. Damit erhofft er sich auch Heilung für sein Beziehungen.
Der Andere zeigt uns mit seiner Antwort eine reine Aussensicht von sich. ein Italiener, von vielen, keine info darüber, wie er sich fühlt, was er denkt, eine Entwicklung des festgelegten bildes scheint rein durch politische Ereignisse oder persönliche Erfahrungen mit Italienern möglich.
Die Nationalität scheint also eine Art äussere Schale zu sein. Einfach und immer kleidsam, weil allgemein verständlich und: Langweilig. Und einengend. Und oft unrealistisch. Jetzt ist man zum Beispiel Deutscher und hat gar keine Lederhosen -der Norweger glaubt dir erst gar nicht oder ist tief enttäuscht.
Man könnte hier noch viele scherzelnde Bemerkungen über nationale Eigenheiten machen, man kann es aber auch lassen. Sie würden nur weiterhin die kulturellen Abtrennungen durch Nationen festigen.
Wäre es nicht viel schöner, wir würden uns durch Verbindungen identifizieren, nicht durch Trennungen?
Nun habe ich hier viel im Brei herumgeschrieben und sehe noch unzählige Äste bis zur Spitze des Baumes ...
Sprache, sozialer Status, Beziehungsgefüge, Randgruppen, Mann-Frau ect.
Später mehr dazu und ich freue mich auf und über jeden Beitrag zum "Identitätsding"!
vordenkerin - 1. Jul, 22:24
Donnerstag, 26. Juni 2008
kann es sowas geben - fussball ohne wir-zusammen-gegen-die-anderen?
welch kuriose und doch irritierende vorstellung. wer soll dann noch spielen und warum eigentlich? was könnte denn alternative sein zu land-gegen-land?
und was sagt das über den mannschaftssport aus? erzieht er uns nicht eher zum krieg führen?
doch wird es nicht langweilig und tröge, wenn wir niemanden mehr haben, gegen den wir spielen können. wenns um nichts mehr geht?
fragen über fragen.
die kritik müsste bei der eksistens von nationalmannschaften ansetzen. im sportunterricht hat man doch auch nicht türken gegen deutsche getrennt - wie unintegrativ wäre das denn!? aber es fängt schon im regionalen an: den vereinen. nicht im generellen schlecht, nein, nein, nur mal wieder, was wir daraus machen.
der mainstream liebt den mannschaftssport -der gegen den; geil! warum auch nicht- spaß spannung spielen leisten. der wettbewerb hat trennendes und verbindendes zugleich. vielleicht hängen all die obigen fragen rein davon ab, welchem man mehr gewicht gibt. so hat ja auch ballak gestern das verbindende betont, das den kampf zwischen den nationen ausmache. das ist wohl die beste art und weise den mannschaftssport -auf jeglicher ebene - anzugehen: das verbindende hervorheben und stärken, das trennende als werkzeug zur spannungserzeugung benutzen. im namen des friedens und der zusammengehörigkeit: haut drauf jungs!
in diesem sinne kann der mannschaftssport sogar politische und ethische funktionen erfüllen - ein türke zu einem deutschen: "wir haben gegeneinander gespielt, weisst du noch! was für ein spiel!" und nicht: "du arschloch deutscher! wir haben verloren wegen euch!" so kann der fussball ein werkzeug für kulturelles verständnis und verbindung sein.
immer das, was wir draus machen...
vordenkerin - 26. Jun, 12:46
Was würde doch alles belastendes von uns abfallen, hätten wir menschen ein weiteres bewusstsein für unsere zugehörigkeit. Wenn man den mainstream der Erdbefölkerung fragen könnte: "Was bist du?" und er würde nicht antworten: "Deutscher", "Kinese", "Tasmanier" oder was auch immer, sondern: "Erdbürger, lebe in Kolumbien." Natürlich würde niemand das genau so formulieren. Die frage "was bist du?" würde bei einem solchen bewusstsein überhaupt nicht mehr mit nationaler zugehörigkeit verbunden werden können. Nationalität hat bei einem weltenbürger nichts mehr mit der persönlichen identifikation zu tun. Man lebt auf einem teil der erde, der einen bestimmten namen trägt, um ihn in kommunikation mit anderen örtlich bestimmen zu können. doch natürlich brauchen wir die heutigen staatenkonstrukte als organisationseinheiten. das will nicht bezweifelt werden. doch warum müssen sie mehr sein, als das? -Weil der mensch etwas braucht mit dem er sich durch identifikation sozialisieren kann, könnte man antworten. - ansonsten zerfällt das gesellschaftsgefüge, jeder braut sein eigenes süppchen, armut, krieg, tod, usw. Eine furchtbare vorstellung. Aber zeigt uns dieser gedankengang doch eines: wir brauchen etwas, wozu wir uns zugehörig fühlen, ein gemeinsamer körper, um schutz zu finden und schutz zu geben. im kleinen wie im grossen: es kann die eigene oder selbstgewählte familie sein, eine firma, ein verein, eine partnerschaft. die anzahl der zugehörigen zur identifikationseinheit ist nicht ausschlaggebend, sondern die schutz-und bedürfnisfunktionen, die sie erfüllt.
doch sind alle "bedürfnisanstalten" für solche schutzfunktionen wirklich geeignet?
die geschichte ist durchwoben mit kriegen zwischen staaten, fussballfans schlagen sich die fressen ein, ebenso blutigen familienfeden, firmen fressen sich und "burn-outen" ihre schützlinge.
die familie hat als schutzhütte in den westlichen ländern hat an bedeutung verloren. viele identifizieren sich mit sich selbst und den um sich gescharten gleichgesinnten. der familienbegriff hat sich globalisiert, könnte man sagen. wohnen und arbeiten in kanada, den parnter in norwegen, freunde überall verteilt, die oma im "alten land", wo auch immer man herkam. doch funktioniert sie deshalb besser oder schlechter? -die antwort bleibt bei jedem individuum selbst.
doch was würde es bedeuten, wenn sich auch das nationalbewusstsein globalisieren würde? man kann sich -nach einigen geburtswehen - das ende des rassismus erhoffen, mehr gerechtigkeit durch global gesteuertes rechtswesen, ende des hungers und der armut in der welt ect.
o wie wunderschön! möchte man jubeln. doch wie immer hängt es von uns menschen ab, was wir daraus machen; genauso gut kann es einen totalitären weltstaat bedeuten, eine weltdiktatur, der keiner mehr entrinnen kann. ein global-mitfühlender, verbindender geist muss den antrieb dazu geben. wie weit sind wir von einem solchen bewusstsein wohl noch entfernt? - wenn wir eine solche vision schon formulieren können, ist sie bereits am horizont unserer geschichte zu sehen. dann kann es ja nicht mehr all zu weit sein...
vordenkerin - 26. Jun, 12:04